Wenn einer eine Reise …

Die Geschichte grob umrissen:
Da will einer aus Chile an der FCI Agility Weltmeisterschaft in Dornbirn/Österreich teilnehmen. Kurz vor seinem Abflug sagt sein Sponsor ab. Er nimmt einen Kredit(!) auf und fliegt nach München. Von München fährt er mit dem Taxi(!) nach Dornbirn (200Km) und ist danach mittellos. Er absolviert seine Läufe und steht vor dem Rätsel wie er wieder nach Hause kommt. Jemand kommt auf die Idee, dass jede/r der Anwesenden (der Agility Weltmeisterschaft) 50 Cent oder einen Euro „spenden“ könnte. Gesagt, getan.

Hier seine Danksagung (Taschentücher bereitlegen):

Sehr geehrter AWC-Veranstalter,
endlich bin ich zu Hause und versuche immer noch, meine ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Ich habe meine Frau gebeten, diesen Brief zu übersetzen, denn wie Sie bereits wissen, spreche ich weder deutsch noch englisch. Trotz dieser Defizite bin ich nach Österreich gereist. Aber es war so wichtig für mich, dorthin zu gelangen, dass ich einfach wusste, dass ich trotz aller Hindernisse gehen muss.
Agility entdeckte ich vor drei Jahren und es bedeutet sehr viel für mich und wurde zu meiner Leidenschaft. Mein Hund und ich kommunizieren seit ich Agility mache auf eine Art, die ich nie für möglich gehalten hätte.

In meinem Land wurde ich drei Jahre hintereinander Landesmeister, dann startete ich auf der Amerika-und-Karibik-Meisterschaft in Argentinien. Ich sah, dass ich von internationalen Standards weit entfernt war. Ich habe hart gearbeitet und in diesem Jahr feierte unser Team einen dritten Platz auf der Amerika-und-Karibik-Meisterschaft in Brasilien. So schien die FCI WM als der natürliche nächste Schritt. Erster chilenischer Teilnehmer an der Weltmeisterschaft. Ich wollte es sein. Aber sie würde in Europa stattfinden! So weit war ich in meinem ganzen Leben noch nie gereist. Jeder sagte mir, es würde sehr schwierig werden, da es so weit war, aber ich wollte nichr darauf hören. Mein Herz und meine Seele wollten da hin. Meine Frau hat mir so unglaublich viel geholfen. Wir haben hart gearbeitet und wir konnten ein Teil der Mittel für die Reise zusammen bekommen. Agility ist noch eine junge Sportart in unserem Land und Unterstützung dafür gibt es selten. Also bis Donnerstag vor der WM wollte ich mit meiner Frau reisen. Aber an diesem Tag hat einer der Sponsoren abgesagt, und wir hatten plötzlich keine Unterstützung mehr. Wir hätten beinahe die Chance versäumt, nach Österreich zu reisen.

Am Samstag wurde mir ein Kredit angeboten um ein Ticket zu kaufen, und wir beschlossen, es zu tun. Egal was da käme, Sprachschwierigkeiten, Entfernung, Kosten oder irgend etwas anderes. Ich wollte auf jeden Fall reisen. Zum ersten Mal nach Europa. Allein. Kein Englisch, kein Deutsch. Nur mit meinem Hund. Ich verließ Chile am Montag und als ich nach Spanien kam, wusste Ich sofort, wie weit wir von dem Rest der Welt weg sind. Als ich auf den Campingplatz kam, war ich der einzige Teilnehmer mit Zelt inmitten der fantastischen Wohnmobile. Ich fragte mich, was der Rest der Wettbewerber dachte, wenn sie mich seltsame Person sahen. Aber ich war glücklich, und mein Hund war auch glücklich, bis es anfing zu regnen. Dann half man mir mit meinem Problem. Ich weiß, es war unbequem für sie, das tat mir leid. Dann begannen die Wettbewerbe und das war alle Opfer wert. Ich hatte so viel Spaß und ich war so froh, dass ich es nicht glauben konnte. Ich war in einem gemeinsamen Wettbewerb mit allen Menschen, die ich so sehr bewunderte. Ich kann Ihnen nicht sagen, was für eine großartige Erfahrung das für mich war. Ich beobachtete ihre Technik und ihr Verhalten und lernte so viel wie ich nur konnte. Ich habe auch einige sehr gute Freunde gefunden.

Am Samstag, dachte ich, ich müsste mich wieder nach München kommen, und ich fragte Brasilien und Kolumbien, ob sie mich mitnehmen könnten, aber sie weigerten sich, weil sie nicht genug Platz in ihren Autos hatten. Ich fühlte mich nicht gut, weil wir in Chile freundlich sind, wir wollen den Menschen in jeder Situation helfen und brasilianische Starter waren schon drei mal bei uns. Also suchte ich jemanden, der mich nach München mitnehmen konnte. Das war alles was ich brauchte. Aber am Sonntag,hatte ich das außergewöhnlichste Erlebnis meines Lebens.

Ich weiß nicht, wie das genau passiert ist, weil ich nie danach gefragt habe und ich bin sicher, ich habe es nicht verdient, aber ich erlebte das erstaunlichste, schönste und außergewöhnlichste Besispiel von Freundschaft und Liebe von Ihnen allen. Ich war so überwältigt, dass ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte. Können Sie sich vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man so übewältigt ist von Freundschaft und Liebe so vieler völlig unbekannte Menschen? Mir fehlen die Worte, um dieses eizigartige Gefühl zu beschreiben. Und ich weine jedes Mal, wenn ich daran denke. Wie ich bereits sagte, kam ich alleine nach Dornbirn, und ich ging mit einer großen Familie. Diese Erfahrung wird immer Teil meines Lebens sein als das wertvollste Geschenk, das ich jemals erhalten habe. Seit diesem Moment hat sich meine Wahrnehmung völlig verändert. Jetzt glaube ich an Wunder. Jetzt habe ich den Glauben, nein mehr als das, habe ich Liebe und und ein ewiges Gefühl der Dankbarkeit für alle.
Ich wünschte, ich könnte jeder einzelnen der Personen danken, die in diesem Moment dabei war. Mein Herz ist mit ihnen alen verbunden das ist der Grund, warum ich diesen Brief schreibe. Um Dake zu sagen. Um zu sagen, dass ich sie alle immer in meinem Herzen tragen werde. Um zu sagen, dass Sie mein Leben verändert haben und dass Agility nicht nur ein toller Sport ist, den wir mit unseren Hunden zusammen betreiben, sondern dass Agility auch Wunder bewirken kann. Und ich habe das größte aller Wunder erfahren.

Vielen Dank
Cristián Sanhueza,
María Elena Sarmiento
& Maximo

Dear AWC Organizers,
Finally I’m at home after so many experiencies that I’m still trying to assume. In this moment, I’m asking my wife to translate this letter, because as you already aware, I don’t speak German nor English. In this condition I went to Austria. But it was so important for me to get there that I just simply knew I had to go despite all obstacles.
Agility means very much for me and since I discovered it three years ago, it became my passion. My dog and I started to communicate in a way I never thought it was possible.

In my country, I became national champion for three years, then I went to America & El Caribe in Argentina. I realized there that I was far from the international standards. I worked hard and this year our team celebrated a third place in America & El Caribe in Brazil. So, The AWC seemed to be the natural next step. First chilean competitor in a world championship. I had to go for it. But it was Europe! I never went so far in my whole life. Everybody told me that it was going to be a hard task, that it was so far and so on, but I didn’t listen to any reason. My heart and my soul were there. My wife helped me so much you wouldn’t believe it. We worked hard and we could get some funds for the trip. Agility is still a new activity in our country and supports are not given very often. So, until thursday before AWC we were going to travel with my wife. But that day one of the sponsors just said no and we didn’t have any aditional support. We were just missing the opportunity to go to Austria.

On saturday, a credit were offered to us to buy a ticket and we decided that we should take it. No matter what, language, distance, cost or anything else. Only that I was going to travel by myself. For first time in Europe. Alone. No English, no German. Just with my dog. I left Chile on Monday and when I arrived to Spain I knew immediately how far we are from the rest of the world. When I arrived to your camping I was the only competitor with a tend in the middle of fantastic motor homes. I wonder what did the rest of the competitors thought when they saw this weird person. But I was happy and my dog was happy too, until it started to rain. Then you helped me with my problem. I know it must have been uncomfortable for you, I apologize for it. Then the competition started and all the sacrifice were worth of it. I had so great time and I was so happy that I couldn’t believe it. I was sharing a competition with all the people I admired so much. I can’t tell you how great and joyful experience it was. I observed their technique and behavior and learnt as much as I could. I also made some very good friends.

On Saturday, I thought that I had to come back to Munich and I asked Brazil and Colombia if they could take me with them but they refused, telling me that they didn’t have enough space in their cars. I didn’t feel well, because in Chile we are friendly, we like to help people in any circumstance and Brazilian competitors were there three times. Anyway, I just looked for someone else to take me to Munich. It was all I needed. But on Sunday, the most extraordinary experience I have ever had in my whole life happened to me.

I don’t know how this exactly happened, because I never asked for it, and for sure I didn’t deserve it, but I received the most amazing, beautiful, extraordinary sample of friendship and love from all of you. I was so overwhelmed that I didn’t know how to react. Can you dimension how it feels to be the receiver of such amount of love from so many unknown people? I have no words to express this unique sensation. And I cry every time I remember it. As I said, I arrived to Dornbirn alone and I left with a big family. This experience will be always part of my life as the most valuable gift I’ve ever received. Since that moment on my perception of life has changed completely. Now I believe in miracles. Now I have faith, but more than that, I have love and and an eternal sense of gratitude for all of you.
Wish I could say thanks to each one of the persons present there in that moment. My heart is bonded to all of them and this is the reason I write this letter. To say thanks. To say I will always keep all of you in my heart. That you have changed my life and that the Agility is not only a great activity that we enjoy making with our dogs. Agility is also able to produce miracles. And I received the biggest one.

Thank you very much,
Cristián Sanhueza,
María Elena Sarmiento
&
Maximo

Martin hat diesen (gut versteckten) Brief bei agility-wm2009.at gefunden und übersetzt.

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